Die fliegenden Seiten von Peter Tögel


Anlassen eines Flugzeuges oder
Das Tögel'sche Anlassverfahren

Das Anlassen eines Flugzeuges entpuppt sich bisweilen schon als Ärgernis - eben weil der Motor nicht so recht anspringen will. Ich habe über die Zeit ein eigenes Anlassverfahren für Vergasermotoren entwickelt, mit dem ich immer sehr gute Erfahrungen gesammelt habe. Und bei der Vorführung eben dieses Verfahrens beim Fliegercamp des DFS-Fliegerclub in Speyer 2007 hat sich hierfür der Begriff des Tögel'schen Anlassverfahrens (sehr zu meiner Freude) eingebürgert.

Was ist das Grundproblem: Obwohl man mustergültig nach Checkliste vorgeht, springt der Motor nur unwillig an. Das passiert natürlich immer dann (das schlechte Anspringen), wenn man Gäste dabei hat und sich von der besten Seite zeigen will. Oder man ist an die Küste geflogen und der fliegende Untersatz zeigt sich - weit weg vom Heimatplatz - unwillig. Das muss aber nicht sein.

Das Tögel'sche Anlassverfahren klappt bei allen Flugzeugen mit Standard-Vergaser, mithin also bei allen P28A und C172 und was sonst noch so mit den üblichen Vergasermotoren fliegt.

Und hier das Verfahren:

Gibt man - wenn der Motor zu sich kommt - zu ruckartig Gas, stirbt der Motor wieder ab, weil der Vergaser nicht schnell genug ein korrektes Gemisch bei den dann anderen Unterdruckverhältnissen aufbereiten kann.

Wenn es nicht sofort klappt - egal bei welcher Anlassmethode - immer mal 30 Sekunden oder eine Minute warten. Falls man nämlich zu viel gepumpt oder sonstwie gefummelt hat, ist der Motor "abgesoffen" und der überschüssige Treibstoff muss sich erst wieder verflüchtigen.

Üblicherweise kann man Vergaser-Flugzeuge mit der Tögel'schen Anlassmethode mit gutem Stil und etwas Showeffekt prima zum Leben erwecken. Sanft und mit blub blub blub sprint der Motor an und wird dann durch etwas Gas geben auf eine Drehzahl zwischen 700 und 1000 angehoben. Eben so, wie man das sich eben auch vorstellt.
Davon abgesehen ist es kein guter Stil, wenn der Motor nach dem Anspringen aufheult - wie man das leider oft beobachten kann. Macht man ja mit dem Auto auch nicht.

Das Pumpen beim Anlassvorgang (also während man den Anlasser noch betätigt) ist übrigens eher als ganz schlecht oder problematisch zu bezeichnen. So entstehen nämlich die berühmten Vergaserbrände. Das liegt daran, dass bei den niedrigen Drehzahlen beim Anlassen tatsächlich die Flamme in den Ansaugtakt zurückschlagen kann. Und wenn man dann pumpt, füttert man diese Flamme eben gut mit Treibstoff und der Vergaser brennt. Und da der Motor dann eben nicht läuft, kann er auch die Flamme nicht in sich hineinsaugen - wo sie ja hingehört.
Pumpem vor dem Anlassvorgang ist hingegen unproblematisch, da zwar Treibstoff im Ansaugtrakt vorliegt, der zündende Funke aber eben noch fehlt.

Und wenn das nicht funktioniert?
Ja, dann muss man eben eine andere Anlassmethode verwenden. Das mit dem "kein Gas geben" hat sich bei sehr sehr vielen Flugzeugen bestens bewährt. Allerdings gibt es auch Vergaser, die tatsächlich doch erwarten, dass der Vergaser bis zu 1 cm Bowdenzugbewegung geöffnet wird. In aller Regel klappt es aber mit voll gezogenem Gashebel am besten.

Und was ist eigentlich mit dem Primer?
Das ist eine gute Frage, denn ich habe den explizit nicht aufgenommen in der Beschreibung des Anlassverfahrens. Das liegt daran, dass ihn einige Flugzeuge überhaupt nicht haben und damit auch gut zurechtkommen.
Im Grunde benötigt man ihn nur bei extrem kalten Temperaturen. Sagen wir unter -5 Grad C. Wenn es so kalt ist, dann geht der Motor nach dem Anspringen - egal wie man es gemacht hat - nach ein paar Umdrehungen meistens wieder aus. Das liegt daran, dass die Zylinderlaufbuchsen noch so kalt sind, dass an ihnen soviel Treibstoff kondensiert, dass das im Verbrennungsraum übrigbleibende Gemisch einfach nicht mehr zündfähig ist. Durch kontinuierliches Primen kann man in diesem Fall nach dem Anlassen dieses Wiederausgehen des Motors verhindern.
Anstatt mit dem Vergaser zu pumpen, kann man das auch mit dem Primer durchführen. So ist das eigentlich auch vorgesehen, denn das Pumpem mit dem Primer kann üblicherwiese nicht zum vollständigen Absaufen des Motors führen, weil nicht alle Zylinder an den Primer angeschlossen sind.

Übersicht

Diese Seite wurde zuletzt am 08.05.2007 aktualisiert.